Mahler Forum

for Music
and Society

für Musik
und Gesellschaft

Exposition


Eine künstlerische Intervention von Dorit Margreiter und Maja Osojnik

Kuratiert von Felicitas Thun-Hohenstein und section.a


Auf Einladung des Mahler Forum für Musik und Gesellschaft 2022 entwickeln die Künstlerinnen Dorit Margreiter und Maja Osojnik in Resonanz zum Ort des Komponierhäuschens Maiernigg die künstlerische Intervention Exposition. In einem Zusammenspiel von Architektur, Klang und Zeichnung entsteht Mitten im Wald nah des kreativen Rückzugortes von Gustav Mahler eine Sphere als Widerhall zur gegebenen Struktur, ihren Nutzungsgeschichten und dem akustischen Spektrum der Umgebung. Darin treffen „stille Klanginstallationen“ und „musikalische Kartografien“ von Maja Osojnik auf „architektonische Markierungen“ von Dorit Margreiter. Dieses synästhetische Setting aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, lädt die Besucher*innen ein, sich niederzulassen, es sich anzueignen und Teil davon zu werden.

Dorit Margreiter

Exposition, 2022

eine Installation aus Gerüststangen im Wald


Dorit Margreiters künstlerisches Interesse gilt den Verbindungen von visuellen Systemen und räumlichen Strukturen sowie den daraus resultierenden Konsequenzen für unseren gesellschaftlichen Alltag und deren Wahrnehmung. Im Dialog mit dem Komponierhäuschen von Gustav Mahler, einem historisch markierten Ort, beschäftigt sich Margreiter in ihrer künstlerischen Installation, die Architektur- und Displaykomponenten miteinbezieht, mit dem Verhältnis von Geschichte und Gegenwart, wie auch mit dem Verhältnis von Repräsentation und Fiktion. Die markante dreidimensionale Struktur aus Baugerüststangen zeichnet zwischen Bäumen die Kanten eines klassischen Gebäudes. In seiner Konstruktion als einstöckiges Bauwerk mit Satteldach spiegelt es – einer Doppelgängerin gleich – das in Sichtweite stehende Komponierhäuschen Mahlers, nur eine Spur größer als dieses. Seine Bauweise aus Gerüststangen lässt an eine Arbeitsstation denken, an etwas, das im Entstehen begriffen ist und keinen Endpunkt eines fertigen Zustands behauptet. Es ist eine offen gebaute Idee, nichts Eingemauertes. Autor*innenschaft ist dabei universell gedacht und gehört keinem Genius. Anders als der gemauerte Rückzugsort für den Komponisten beansprucht Dorit Margreiters Haus Raum, ohne vermeintlich Raum zu produzieren. Ihr Haus hat keine Mauern, die ausgrenzen, keine absperrbaren Türen, die Besitz markieren, keine Fenster, die das gewollte Licht herein-, Wind und Regen aber draußen lassen. Ihr Haus lässt Alles herein. Es filtert nicht; es gehört Allen. Seine durchlässige Bauform ist maximal inklusiv, so dass die Dichotomie zwischen innen und außen, Einbau und Gebäude durchlässig wird.
Hier findet permanent Natur und damit Veränderung statt. Hier gibt es den leeren, unbeeinflussbaren Raum nicht, der ein abgeschlossenes Vakuum ist. Hier ist man Teil des Geschehens im Universum. Exposition ist ein Ausstellungshaus, das den Rückzugsort öffentlich macht.

Maja Osojnik

Exposition #01 / a sound installation

Doorways 9 / a sound postcard to an abandoned home
eine stille Klanginstallation für neun Mobiltelefone und Solist*innen des Orchestra for the Earth


Der Wald. Ein Ort der Verwandlung und Veränderung. Ein Grenzbereich zwischen Diesseits und Jenseits. Eine Lunge. Lebenselixier. Ein grünes Haus voller Schichten. Ein Rückzugsort. Eine Stille, die nicht still ist. Ein Versteck. Layer on Layer, let’s hide together. (Maja Osojnik)

In Exposition #01 nimmt Maja Osojnik eine musikalische Transformation des konkreten Ortes vor. Ähnlich einem interaktiven Spiel ist die Komposition als eine Art Hörgymnastik für eine bis neun Personen konzipiert. Neun Klangkarten – grafischen Partituren gleich – sind an ausgewählten Orten um das Komponierhäuschen angebracht. Jede steht für eine Stimme der Komposition, die mittels QR Code über das Mobiltelefon abrufbar ist. Ob dieses vielstimmige Werk als kontemplatives Solo-Erlebnis oder als gemeinschaftliche Erfahrung erlebt wird, bleibt den Besucher*innen selbst überlassen. Exposition #01 ist ein akustisches Wechselspiel mit der Natur vor Ort. Maja Osojnik manipuliert die im Vorfeld aufgenommenen Klänge und ersetzt Naturgeräusche durch die Klänge der Musikinstrumente. Beim Abspielen der digitalisierten Stimmen entsteht eine neue Klangarchitektur mit der originalen Klanglandschaft im Wald. Ergebnis ist eine Collage, ein Pas de Deux zwischen Natur und Cyborg-Natur, bei der die Anzahl, die Nähe oder Distanz der anwesenden Besitzer*innen von Mobiltelefonen maßgeblich beteiligt sind.

Hören Sie sich die Komposition an!


Am 2. Juli 2022 bildet Exposition #01 einen Klangteppich für die Solist*innen des Orchestra for the Earth entwickelte Komposition Doorways 9 / a sound postcard to an abandoned home, die an diesem Tag uraufgeführt wird. Das Ensemble ist aktiv in die Gestaltung der Klangkartografie eingebunden und lädt das Publikum zu einem mehrschichtigen auditiven Erlebnis des Raumes ein. Durch das improvisatorische Element wird Doorways 9 zu einer beweglichen Konstruktion, die sich in einer ständigen Metamorphose befindet und eine sorgfältige Auseinandersetzung mit Raum und Zeit verlangt.